Indien-Reise 2016
3. Oktober 2016Indien-Reise 2016 – letzter Tag
5. Oktober 2016Was für ein Tag! Darauf war ich nicht vorbereitet! Nachdem ich gestern erst gegen 2 Uhr in mein Bett gefallen bin, begann mein Tag um 6.30.
Frühstück hatten wir im Bischofshaus mit dem Bischof und zwei Priestern und um 8.30 Uhr ging es los zu unserer ersten Station! Wir fuhren ca. 2 Stunden-mein Zeitgefühl habe ich hier verloren-in ein abgelegenes Dorf, zu einer mobilen Krankenstation (auf unsere Homepage unter Health Awareness Programm beschrieben)! Die Fahrt dorthin war schon ein Abenteuer; aber das ist jede Fahrt hier! Der Linksverkehr ist das geringste Problem! Hier ist alles auf der Straße! Erwachsene Menschen, Kinder, Ziegen, Schweine, Hühner, Rinder, Hunde! Natürlich neben den LKW, Motorrädern und Autos! Ständig muss gehupt werden und das hilft! Sogar die Tiere machen Platz, wenn man hupt! Unglaublich!
Aber ich schweife ab! Also, wir kommen am Health Camp an und ich weiß nicht, wie mir geschieht! Unzählige Menschen kommen auf uns zu, sobald wir aus dem Auto aussteigen! Mir werden von Frauen, Kindern und dem Dorfältesten Blumen überreicht, in einer kleinen Zeremonie erhalten wir den Punkt auf die Stirn und tanzend und singend werden wir von all diesen Dorfbewohnern zum Camp begleitet! Und ich mittendrin! Ich habe Gänsehaut! Es ist wundervoll! Ich wusste ja, dass das Health Camp sehr gut angenommen wurde! Aber diese Freude und -ja, Dankbarkeit-übersteigt alles!
Ein richtiges Programm wurde auf die Beine gestellt! Hochoffiziell und begleitet von Tanz und Gesang-sogar einer der Ärzte hat ein Lied vorgetragen-mit einer tollen Stimme!
Dann haben wir uns die Behandlungsräume und den Raum mit den Medikamenten angesehen! Die Menschen sind wirklich angeschnitten von ärztlicher Versorgung und dementsprechend waren viele Patienten dort! Viele schwangere Frau, die sich untersuchen lassen! Sollte ein Patient sehr schwer erkrankt sein, wird er in das nächste Krankenhaus gefahren! Und häufig sagen die Patienten den Ärzten, dass sie es nicht wissen wollen, wenn sie z. B. anKrebs erkrankt sind!
Hier habe ich aus Rücksicht kaum Fotos gemacht!
Ich habe die vier Ärzte und Schwestern ihre Arbeit nachkommen lassen.
So bin ich vor das Zelt getreten und stand bei den Frauen des Dorfes. Diese Frauen sind sehr schüchtern, was vermutlich mit der Rolle der Frau hier zu tun hat. Oder ich war einfach zu westlich gekleidet. Ich trage keinen Sari sondern Hosen. Als ich dann fragte, ob ich mit ihnen ein Selfie machen kann und mich in die Mitte dieser Frauen stellte, war der Bann gebrochen! Freundlicherweise hat ein Priester übersetzt und so habe ich mich ein wenig mit den Frauen unterhalten! Am Ende haben sie mich gebeteten wiederzukommen!
Später habe ich erfahren, dass dies schon sehr ungewöhnlich war. Und für mich war es eine unglaubliche Erfahrung!
Und schon ging es weiter in unser Boarding nach Pandhana, aber mit dem Kopf war ich noch in dem Dorf.
Auch an unser Boarding in Pandhana konnte ich mich gut erinnern.
Die Kinder und alle Verantwortlichen dort freuen sich schon seit Tagen auf unseren Besuch und haben ein sehr schönes Programm auf die Beine gestellt! Die Kinder haben mit ihren Lehrern intensiv geprobt, um uns einen schönen Empfang zu breiten und ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen!
Diese Freude und Dankbarkeit gilt natürlich Ihnen, liebe Paten, und ich will versuchen, Sie anhand der Fotos daran teilhaben zu lassen!
Mir fällt es sehr schwer zu beschreiben, wie schön es ist, bei diesen Kindern zu sein! Und ich wünschte, Sie könnten hier sein um von den Kindern an die Hand genommen zu werden und das Gefühl zu haben, einfach nicht mehr loslassen zu wollen!
Es war sehr schwer, das Boarding in Pandhana und die Kinder zu verlassen!
Auf dem Rückweg ins Bischofshaus haben wir noch einen kleinen Stopp bei Ordensschwestern eingelegt, die Frauen in Khandwa das Nähen beibringen, damit sie ein Einkommen haben! Aber damit nicht genug! Sie haben dazu ein Konzept entwickelt! Sie nähen Einkaufstaschen um etwas gegen den Plastikmüll zu unternehmen! In Indien, wo der Müll überall auf den Straßen liegt, wollen sie durch den Verkauf ihrer Einkaufstaschen aus Stoff auch auf das Müllproblem -besonders Plastikmüll- aufmerksam machen und etwas dagegen tun! Finden wir eine super Idee und haben dann auch gleich gekauft!
Mittlerweile ist es dunkel geworden und es sollte zurück ins Bischofshaus gehen. Aber wir besuchen noch ein Frauenhilfsprogramm. Schön, dachte ich! War es auch! Aber ich wusste ja nicht, was mich erwartet!
Wir verlassen die „Hauptstraße“ und biegen in eine Seitenstraße ein. Eigentlich breit genug für ein Auto, aber nicht hier mit Fußgängern und Tieren. Also wird das Auto abgestellt und wir gehen zu Fuß weiter! Die Straßen sind voll wie bei uns an einem verkaufsoffenen Sonntag. Wir biegen in einen“Seitenweg“ ab und bleiben vor einer Hütte stehen! Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll! Ähnlich wie die Slums, die man im Fernsehen sieht. Dort wartet eine Ordensschwester, die ich als solche nicht erkannt hätte! Wir werden in eine Hütte geführt und dort warten 20 oder mehr Frauen auf dem Boden sitzend auf uns! In diesem Moment hatte ich wirklich Mühe, nicht loszuweinen! Dieses Bild hat mich so sehr berührt, dass ich dachte, es hier nicht durchstehen zu können! Dabei hatte ich ja noch gar nichts erfahren! Ich kann es einfach nicht in Worte fassen! Diese Frauen, die dort sitzen konnten weder lesen noch schreiben! Sie berichten, dass sie Gruppen gebildet haben und anfingen, etwas Geld mit Wäsche waschen u. ä. zu verdienen! Von diesem Geld wurden monatlich 50 Rupien von jeder Frau in der Gruppe auf ein Konto eingezahlt! Für den Fall, dass eine der Frauen unerwartete Ausgaben hat, konnte diese dann Geld von dem Konto als Darlehn ohne Zinsen in Anspruch genommen werden und so den finanziellen Ruin der Familie verhindern. Mittlerweile haben sie einen kleinen Laden eröffnet und jede von ihnen zahlt jetzt 200 Rupien ein und damit wird die Ausbildung ihrer Kinder gesichert! Was mich so beeindruckt hat war, dass die Frauen überhaupt nicht ausgebildet sind, weder lesen noch schreiben konnten und heute Formulare ausfüllen können, bei einer Bank ein Konto eröffnen und die haben ein so tolles Selbstvertrauen entwickelt. Ihre Körperhaltung hat sich verändert und sie sind selbstbewusst geworden! Und das alles verdanken sie einer Ordensschwester, die nicht aufgegeben hat die Frauen davon zu überzeugen, dass sie wertvoll sind und von sich aus etwas aufbauen können! Die Ihnen in jeder Form geholfen und sie unterstützt hat! Unter so schweren Bedingungen! Respekt vor dieser Frau!
Aber damit nicht genug. Sie helfen jetzt anderen Frauen, haben weitere Gruppen gegründet uvm. Was für eine Erfolgsgeschichte! Ich setzte mich zu ihnen auf den Boden und wir unterhalten uns noch etwas. Sie erzählen, wie schwer es anfänglich war und wie sehr es ihr Leben verändert hat und ich höre zu und bin begeistert und beeindruckt!
Es ist sehr spät geworden und wir müssen gehen! Als wir uns voneinander verabschieden, brauchen wir keinen Übersetzer mehr!